Kategorie: 2019

  • Den 1. Mai neu gestalten? Unsere Ideen dazu.

    Gegen die Stadt der Reichen. Für eine Gesellschaft ohne Knäste. Für eine Gesellschaft ohne Miete, Kapitalismus und Lohnarbeit.

    Die Welt der Knäste

    Knäste sind ein extremer Ausdruck der Logik von Eigentumsrechten und Grenzen. Sie sind dafür geschaffen, die herrschende Ordnung und damit die Ungleichheiten, die der Markt produziert, aufrechtzuerhalten. Während Kapitalist*innen immer mehr Wohlstand anhäufen, haben die Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen immer weniger Gründe, Eigentumsrechte zu beachten. Trotz dessen ist eine Spaltung zwischen Arbeiter*innen draußen und Gefangenen zu beobachten: aus Sicht vieler Arbeiter*innen sind die Probleme der sogenannten „Kriminellen“ oft ihre „eigene Sache“ und vor allem ihre eigene Schuld. Wundern tut diese Ansicht allerdings nicht.

    Je deutlicher die sogenannte kriminelle Klasse abgespalten ist, desto einfacher lässt sie sich kontrollieren und es scheint, als ob sie bzw. ihre Handlungen im Widerspruch zur sogenannten „ehrlichen“Arbeiterschaft stehen. Ungehorsame werden als „kriminelle Elemente“ isoliert und das Knastsystem, verbunden mit Strafe und Überwachung, sorgt somit für eine verfestigte Spaltung zwischen Arbeiter*innen draußen und Gefangenen. Einige Arbeitende sind gegenüber Gefangenen feindlich gestimmt anstatt wütend auf die Kapitalist*innen zu sein, welche die Arbeiter*innen stetig ausbeuten.

    Außerdem kann die Knastindustrie erzwungene günstige Arbeiter*innen zur Verfügung stellen. Diejenigen also, welche vom Markt ausgeschlossen worden sind, stehen ihm aber trotzdem durch Zwang zur Verfügung. Gefangene können am Markt nur insofern teilhaben, als dass sie für ihn produzieren – die Produkte, welche sie hergestellt haben, können sie weder behalten, noch haben sie die Möglichkeit, sich von dem Hungerlohn von 1-2 Euro die Stunde irgendetwas finanziell leisten zu können. Die Knastindustrie stellt somit ein riesiges Maß an Überwachung und Kontrolle dar und erschafft eine soziale Schicht, welche nichts von der Weiterführung des Kapitalismus zu erwarten hat.

    Die Welt des Kapitals und der Lohnarbeit

    Mit dieser Perspektivlosigkeit sind Gefangene aber nicht allein. Die Welt des Kapitals und der Arbeit schließt die Mehrheit der Gesellschaft, finanziell wie strukturell, aus. Arbeiter*innen sind zwar Teil der Gesellschaft, aber durch zeitliche Reglementierung, welche die Lohnarbeit hervorbringt und den unzureichenden Lohn, können sie nicht an der Gesellschaft teilnehmen, wie sie wollen. Freizeit wird zur freien Zeit von der Lohnarbeit. Alles, was uns wichtig ist, packen wir in unsere viel zu knappe Freizeit, statt diese Dinge zu unserem Lebensmittelpunkt zu machen. Und egal wie viel wir ackern: wir werden niemals genug Geld haben, um das zu finanzieren, was wir wirklich wollen. So können wir auch nicht in unseren Kiezen bleiben, weil die Mieten immer mehr in die Höhe steigen und uns Reichere nach und nach verdrängen. Wir sind Teil der Gesellschaft – und werden doch aus ihr ausgeschlossen.

    Obwohl Lohnarbeit also alles andere als erfüllend ist und wir von ihr nicht einmal erwarten können, dass wir zumindest dort leben können, wo wir es auch wollen, ackern sich die meisten die Finger wund.

    Was wäre aber, wenn alle Angestellten, Gefangene und Nicht-Gefangene, die Lohnarbeit verweigern? Nicht nur an einem Tag, sondern grundsätzlich und fortdauernd? Sicherlich würde das die wirtschaftliche Krise bedeuten, vor der viel Angst geschürt wird. Aber es nicht die Krise, welche ungenügend Wohnraum und ausbeuterische (Lohnarbeits)verhältnisse verursacht, sondern die Tatsache, dass das derzeitige herrschende System aus Ausbeutung, Unterdrückung und Kapitalismus noch funktioniert. Wenn Menschen aus ihren Häusern vertrieben werden, während Wohnhäuser leer stehen und Menschen hungern, während es ein Überangebot an Lebensmitteln gibt, liegt das vor allem daran, dass in unserer Gesellschaft Ressourcen generell irrational verteilt werden. Natürlich sind die Konsequenzen einer Verweigerung der Lohnarbeit nicht zu romantisieren. Wenn diejenigen, welche die Macht vor der Krise inne hatten, sie auch behalten, werden sie über kommende Umbrüche ebenfalls bestimmen und sie in ihrem Interesse auslegen. So müssten Miete und Lebensmittel trotzdem finanziert werden – bei fehlender Lohnarbeit erscheint das mehr als schwierig.

    Aber die Krise eröffnet uns auch die Möglichkeit, die Welt neu zu strukturieren. Wir können bei der Verweigerung der Lohnarbeit ein neues Bewusstsein über unsere Macht und Möglichkeiten entwickeln. Vielleicht entwickeln wir neue gemeinsame Projekte und Wege der Entscheidungsfindung. Vielleicht eignen wir uns unsere ehemaligen Arbeitsplätze an und nutzen sie, verbunden mit unseren Fähigkeiten und Talenten, um Dinge außerhalb der Logik von Profit und Konkurrenz zu erschaffen. Diese und viele andere Erfahrungen könnten wir sammeln – allerdings nicht, wenn wir weiter lohnarbeiten, weil uns das derzeitige herrschende System und der Alltagstrott gar nicht die Möglichkeit dazu verschafft.

    Wie soll ein Haus dauerhaft besetzt werden, wenn alle pünktlich um 8 Uhr bei der Lohnarbeit sein müssen? Kann ein Mensch ein Leben ohne ökonomische und kapitalistische Zwänge kennen lernen, wenn mit dem Lohn im Monat das angebliche Leben ausrechnet werden muss? Wie sollen wir einen solidarischen Umgang miteinander in einer Gesellschaft lernen, in der es heißt, dass wir uns alleine nach oben durchboxen müssen?

    Über unser Leben bestimmen wir nicht selbst. Wir lassen es durch den Staat in Form von Justizbehörden, Richter*innen, Gerichten, Politiker*innen, Kapitalist*innen, vermeintlichen Expert*innen und Arbeitgeber*innen bestimmen. Und schlimmer noch: diese Welt, auf die wir keinen Einfluss haben, die uns ausbeutet, unterdrückt, diskriminiert und aus Wohnungen rausschmeißt halten wir durch unsere Lohnarbeit sogar noch am laufen.

    Haben wir irgendeinen Nutzen davon?

    Wir schaffen Profite für diejenigen, die eh schon am meisten haben. Wir nutzen nicht unsere Fähigkeiten, sondern verkaufen sie an unsere Arbeitgeber*innen. Wir schaffen mit unserer Lohnarbeit Armut, weil sich der Profit bei wenigen anhäuft, während die Schwelle des Kapitals, das nötig ist, um Einfluss in der Gesellschaft auszuüben, weiter und weiter ansteigt. Bei diesen Prozessen verbannen wir Menschen. So bleiben beispielsweise Wohnungslose Teil der Gesellschaft und Teil der Kieze, werden aber gleichzeitig von ihnen ausgeschlossen. Für sie gibt es nicht die Möglichkeit, an der Gesellschaft teilzuhaben, noch, ihr zu entkommen. Wir arbeiten auch nicht wegen der „Lebenserhaltungskosten“, denn mensch kann das hier kaum „Leben“ nennen. Vielleicht ackern wir uns eher kaputt, um essentielle Bedürfnisse wie der Nahrungsaufnahme und ein Dach im Randbezirk über den Kopf zu erfüllen. Wir werden auch niemals „genug“ arbeiten können, um unsere Wünsche und Träume leben zu können: Geld ist immer und immer weniger zufriedenstellend. Je höher der Mensch in der Hierarchie aufsteigt, desto mehr muss mensch auch kämpfen und ausgeben, um nicht abzustürzen – umso mehr Geld ein Mensch besitzt, desto mehr steigen auch die sogenannten „Lebenserhaltungskosten“.

    Warum lohnarbeiten wir also noch?

    Innerhalb derzeitiger Umstände würde die Verweigerung der Lohnarbeit natürlich für viele auch die Bedrohung der Existenz bedeuten. Wahrscheinlich lohnarbeiten aber auch viele, weil sie sich eine bessere Welt nicht vorstellen können. Unsere Köpfe sind besetzt mit den derzeitigen Regeln des herrschenden Systems. Diese Regeln haben sich in unser Bewusstsein so sehr manifestiert, dass wir uns kaum vorstellen können, wie ein Leben ohne Lohnarbeit, Kapitalismus und Knast gestaltet werden kann.

    Vielleicht gehen die wirtschaftlichen Zusammenbrüche und Streiks der Arbeiter*innen deswegen noch gar nicht weit genug. Solange die Ökonomie unser Leben bestimmt, wird unser Bewusstsein durch sie geprägt, Alternativen schwer vorstellbar und jede kleine von uns erzeugte Unterbrechung durch den riesigen Repressionsapparat auf uns zurückfallen. Deswegen können wir auch nicht erwarten, dass ein Streik oder eine Verweigerung der Lohnarbeit für einen Tag eine freiere Gesellschaft hervorbringt. Denn selbst wenn auf der Demonstration am 1. Mai alles so läuft, wie wir es uns erhoffen, wenn wir rebellieren, protestieren, uns für einen kurzen Moment die Straßen zurück nehmen und sich die Repressionsorgane an diesem Tag zurückhalten, würde unsdas niemals die Welt bringen, die wir uns wünschen. Vielleicht würde ein eintägiger Aufstand dem Staat sogar gut passen – jede*r kann sich vorstellen, welches Mediendrama dadurch erzeugt werden könnte und wie die Herrschenden dieses nutzen würden, um unsere Strukturen mit Repression zu konfrontieren.

    Dagegen können tatsächliche langfristige Aufstände und dadurch erzeugte Krisen und Umbrüche eine Chance für einen sozialen Wandel sein, allerdings nur, wenn wir nicht mehr bereit sind, uns beherrschen zu lassen und den Wandel selbstbestimmt gestalten und organisieren. Eine Krise, zum Beispiel hervorgerufen durch die Verweigerung der Lohnarbeit, darf nicht in den Händen der Herrschenden bleiben oder fallen, sondern muss von uns genutzt werden, um die Machtverhältnisse zu verschieben.

    Wenn wir die Verhältnisse tatsächlich verändern wollen, braucht es eine kämpferische, offensive und kontinuierliche Bewegung, welche keine Angst vor der Krise hat, sondern sie erzeugt und nutzt, um die Dinge neu zu strukturieren. Deswegen darf der Widerstand nicht auf einen Tag beschränkt werden. Lasst uns gemeinsam am 1.Mai auf die Straßen gehen, rebellisch sein und uns nehmen, was uns zusteht – und lasst uns entstandene Dynamiken weiterführen, sie nutzen und damit den Staat zum zittern und sein Getriebe zum Stillstand bringen! Die Verweigerung der Lohnarbeit ist eine Möglichkeit, sich gegen dieses System zu wehren und es gibt viele weitere. Wir müssen nur anfangen und dürfen nicht aufhören.

    1. Mai 2019   l   18 Uhr   l   Wismarplatz    l   Berlin-Friedrichshain

     

    Soligruppe Berlin der Gefangenen-Gewerkschaft / Bundesweite Organisation (GG/BO)

  • Jugenddemo: Unser Kiez, nicht ihr Profit!

    Am 1. Mai wird es auch eine Jugenddemonstration mit demo Motto „Unser Kiez, nicht ihr Profit!“.

    Hier die Route: Schlesisches Tor – Warschauer Straße – Revaler Straße – Simon-Dach-Straße – Grünberger Straße – Wismarplatz

    
    
  • Erster Mai goes Nordkiez!

    Nach einer mehrjährigen Phase der Stagnation und des verlorenen Kräftemessens mit Berlin´s widerlichstem Straßenfest, dem Myfest, weicht dieses Jahr die revolutionäre erste Mai Demonstration nach Friedrichshain aus und ermöglicht damit seine Wiedergeburt als rebellisches Datum. Die Demonstration wird 2019 unter dem Motto „Gegen die Stadt der Reichen“ durch den Nordkiez in Friedrichshain ziehen.

    Wir rufen alle Menschen die genug davon haben, in einer Stadt der Reichen zu leben, sich mit ihren eigenen Inhalten an der Demonstration zu beteiligen. Die Demo wird, was wir daraus machen.

    Diese Strecke wird die Demonstration laufen:

  • Zusammen kämpfen! Gegen die Stadt der Reichen!

    Heute in den Druck geganen. Ab Samstag im MaHalle (Waldemarstraße 110, Kreuzberg) und ab Montag auch in F-Hain (genaue Adressen werden noch bekannt gegeben) zu haben.

  • Revolutionärer 1. Mai in Berlin: Eine Selbstkritik, eine Aufforderung und ein Vorschlag.

    Die Demonstration zum revolutionären 1.Mai in Berlin ist so berühmt wie berüchtigt, so klischeehaft verklärt wie leidenschaftlich gehasst, so groß und voll, wie sie zugleich leer und enttäuschend ist. Der folgende Text handelt von dieser Demonstration. Und er handelt davon, wie sie nicht mehr sein darf, wenn sie wieder etwas werden will. Er handelt aber auch davon, wie wir sie neu erfinden wollen, damit sie weiter besteht und ihre Rolle erfüllen kann.

    Wir als radikale linke | berlin gehörten, seit es unsere Gruppe gibt, immer zu den Organisator*innen der Revolutionären-1.-Mai-Demonstration. Einige von uns haben schon viele Jahre, bevor wir uns als Gruppe zusammengefunden haben, an dieser Demo mitgearbeitet. Man kann sagen, wir haben diese Demonstration ein wenig „geerbt“. Und dieses Erbe war ein schwieriges.

    Denn zum einen arbeiten wir heute nach der Regel, Großevents nicht in den Mittelpunkt unseres politischen Projekts zu stellen, sondern den realen Aufbau von Gegenmacht in Basisstrukturen. Zum anderen aber war die Demo stets an eine immense Erwartungshaltung gebunden: Da muss es knallen und rumpeln und überhaupt.

    Diese Erwartungshaltung, die viele – auch wir – immer an diese Demonstration herangetragen haben, stand in einem totalen Missverhältnis zu dem, was dann am Ende herauskam: ein in weiten Teilen entpolitisiertes Spektakel.

    Wir haben über Jahre hinweg versucht, diese Demonstration zu politisieren, ihr eine antagonistische Stoßrichtung zu geben. Die Ankündigung, aus der Demonstration heraus ein „Soziales Zentrum“ zu erkämpfen, war ein solcher – gescheiterter – Versuch. Die Durchsetzung der Demonstration ohne Anmeldung ebenfalls.

    Im vergangenen Jahr scheiterte der Versuch, eine sinnvolle Demonstration aufzustellen, erneut. Deshalb wollen wir einige Überlegungen formulieren, was dieses Jahr anders laufen könnte.

    (I) Wir denken nicht, dass unter den gegebenen Bedingungen eine politische Demonstration in Kreuzberg möglich ist. Die Aufstandsbekämpfungsstrategie von Bezirk und Senat – Maifest und MyGörli – hat den Kiez an diesem Tag in ein Ballermann-Festival verwandelt, in dem jede Demonstration im Suff-Techno-Konsum-Spektakel untergeht – oder noch schlimmer, als Teil des besonders coolen Berliner Tourismus-Charmes erscheint. Wir schlagen deshalb vor, die Demonstration dieses Jahr zu verlegen – auch um dem Senat und dem Bezirk die Legitimation für dieses Fest zur Folterung der Anwohner*innen zu nehmen. Als Ort der Demonstration schlagen wir Friedrichshain vor – auch weil es inhaltlich passt. (siehe Punkt III).

    (II) Damit verbunden ist, dass wir nicht mehr auf den „Selbstläufer 1. Mai“ setzen, also darauf, dass sowieso immer tausende Schaulustige einfach mitlaufen, weil sie ohnehin zum Feiern in der Gegend sind. Wir wollen an der Basis mobilisieren und wollen Menschen erreichen, die sich gezielt an einer politischen Demonstration beteiligen möchten. Die bloße Quantität der Teilnahme halten wir nicht für das entscheidende Kriterium.

    (III) Wir wollen jenes Thema, zu dem nicht nur wir, sondern sehr viele Initiativen und Gruppen in dieser Stadt arbeiten, zum Motto der
    Demonstration machen: Gegen die Stadt der Reichen. Wir wollen thematisieren, in welcher Stadt wir eigentlich leben und wem sie gehört. Die Angriffe auf Freiräume, die Verdrängung von Menschen aus den immer teurer werdenden Trendbezirken und die Dauerbesatzung von „Gefahrengebieten“ durch eine Armee von Bullen zählen hier genauso dazu wie der Ausschluss von Geflüchteten aus allen Lebensbereichen, die Touristifizierung der Nachbarschaften, das Elend, in dem Erwebslose hier dahinvegetieren müssen, die mangelnde Infrastruktur (Kita-Krise, für alle leistbare Mobilität) – und vieles, vieles mehr.

    (IV) Wir wollen eine Demonstration, in der sich verschiedene Spektren der Linken wiederfinden. Dafür wollen wir den Rahmen stellen. Von den Mieter*innen-Inis über feministische Gruppen, von Autonomen bis zu Gewerkschafter*innen, Geflüchteten- bis Klima-Bewegung. Der 1. Mai ist unser aller Tag, seine Geschichte ist unsere Geschichte. Alle, die sich beteiligen wollen, sollen sich beteiligen. Mit eigenem Material, eigenen Inhalten, eigenem Lauti.

    (V) Ebenfalls wollen wir an der Ästhetik des Auftritts arbeiten. Militanz ist eine Haltung, kein Kleidungsstil. Solange diese Haltung nicht massenfähig ist, müssen wir nicht so tun, als sei sie es. Klar, wir wollen eine Demonstration, die sich gegen Angriffe verteidigen kann, gewährleisten. Und klar, von uns wird es niemals Distanzierungen von Aktionen aus oder am Rande der Demonstration geben. Doch in erster Linie ist uns eine politische Demonstration wichtig, die klare Positionen vermittelt. Was darüber hinaus geht, hängt von der Initiative der Teilnehmenden ab.

    Insgesamt wollen wir eine Bitte formulieren: Es gab immer viel Kritik an den Organisator*innen dieser Demo. Damit meinen wir nicht die Hetze in den bürgerlichen Zeitungen, die ist uns willkommen. Aber auch von Genoss*innen. Nur ist es so: Die Orga stellt einen Rahmen. Der ist nichts ohne die selbstbestimmte Initiative der Menschen, die teilnehmen. Nehmt euch den Raum, nutzt diese Demonstration. Sie generiert viel Aufmerksamkeit – im Kiez und darüber hinaus. Das sollten wir gemeinsam füllen, um unsere Positionen zu vermitteln.

    In diesem Sinne: Man sieht sich dieses Jahr im „Gefahrengebiet“ Friedrichshain.

    Yasassin bir mayis
    her biji yek gulan
    lang lebe der 1. Mai

    radikale linke | berlin – März 2019

  • radikale linke | berlin: Aufruf zum 1. Mai

    Gegen die Stadt der Reichen!

    Während abertausende Berlinerinnen und Berliner sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können, verdiente der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Wohnen, Michael Zahn, im Jahr 2015 rund 2,4 Millionen Euro. Das war eine Million mehr als im Vorjahr. Während ganze Familien zwangsgeräumt werden und Geflüchtete jahrelang in Heimen hausen müssen, gehen jährlich etwa 4,5 Millionen Euro auf dem Konto des Chefs des Immobilienriesen Vonovia, Rolf Buch, ein. Während in der Tourismusbranche vom Fluglinien- über das Hostel-Personal bis zu Reinigungskräften für Hungerlöhne schuften, nennt Ryan-Air-Chef Michael O‘Leary ein Vermögen von rund einer Milliarde US-Dollar sein eigen, Eigentümer des Kreuzberger Luxushotels Orania und Schloss-Erbe Dietmar Müller-Elmau ist zumindest noch Multimillionär. Während – oft migrantische und illegalisierte – Bauarbeiter ohne Arbeitsschutz schuften und an der Armutsgrenze dahinvegetieren, leben Bauriesen wie Christoph Gröner in obszönem Luxus. Und während ein linkes Projekt nach dem anderen zerstört wird, hantiert die Consus Real Estate – Eigentümerin der in Friedrichshain verhassten CG Gruppe – mit einem „Entwicklungsvolumen“ von zehn Milliarden Euro.

    Nehmen wir uns die Stadt  

    Berlin ist eine kapitalistische Metropole. Den einen dient sie als Feld lukrativer Geldanlage. Den anderen beschert sie einen Alltag aus Ausbeutung, Fremdbestimmung, Sorgen und Diskriminierung. Wenn wir fragen, wem gehört die Stadt, ist die Antwort klar: Im Moment nicht uns. Nicht uns, die vom Jobcenter kleingehalten werden. Auch nicht uns, die arbeiten und zu wenig Kohle haben, um sich die ganzen netten Dinge, die für Reiche zur Verfügung stehen, leisten zu können. Auch nicht uns, die keinen deutschen Pass haben und von den Cops jeden Tag kriminalisiert werden. Und auch nicht uns Frauen, die  jeden Tag am eigenen Leib erfahren was patriarchale Unterdrückung bedeutet.

    Die Stadt, wie sie heute ist, ist für viele nicht lebenswert. Sie ist ein Ort der Nöte und der Entfremdung, der Depression und des Dauerstress. Nicht wir können bestimmen, wie wir hier zusammenleben wollen. Das bestimmen die Eigentümer von Kapital und die Verwalter des Staates.

    Aber so, wie es ist, muss es nicht bleiben. Wollen wiretwas verändern, müssen wir als revolutionäre Linke unsere Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Das ist ein steiniger Weg. Viele von uns haben sich zulange zurückgezogen und die tägliche politische Arbeit in und mit der Gesellschaft vernachlässigt. Und: In der Öffentlichkeit gelten opportunistische und systemerhaltende Kräfte wie die Linkspartei und die Grünen als „links“, die nichts anderes sein wollen, als Ärzte am Krankenbett des Kapitalismus.

    Um die Menschen für revolutionäre Ideen zurückzugewinnen, müssen wir im Arbeits- und Lebensalltag präsent sein. In den Kämpfen im Stadtteil, im Betrieb genauso wie in den Kämpfen gegen Sexismus und Rassismus. Wir müssen kommunale Strukturen aufbauen, die es uns und unseren Kolleg*innen und Nachbar*innen ermöglichen, gemeinsam die Dinge zu verhindern, die wir verhindern wollen, und die Dinge aufzubauen, die wir aufbauen wollen. Wenn wir selbstbestimmt leben wollen, müssen wir die Macht von Staat und Kapital brechen.

    1. Mai – Unser aller Kampftag

    Der 1. Mai ist in diesem Prozess nicht mehr als ein Tag. Die Entscheidung, ob wir siegen oder unterliegen, fällt an jedem einzelnen Tag im Jahr. Schaffen wir es, uns zu organisieren? Begeistern wir unsere Nachbar*innen und Kolleg*innen, Freund*innen und Familien vom Kampf um ein besseres Leben? Sind wir konsequent und ernsthaft genug in dem, was wir tun? All diese Fragen beantworten wir nicht mit einer symbolischen Demonstration.

    Dennoch ist der 1. Mai ein bedeutender Tag, an dem wir uns gemeinsam in einen weltweiten und geschichtlichen Kontext stellen. Wir sehen ihn als einen Kampftag. genauso wie Millionen Menschen auf der ganzen Welt, die unseren Wunsch nach einer klassenlosen Gesellschaft teilen. Der 1. Mai ist ein Tag, den wir mit vielen Genoss*innen gemeinsam begehen wollen – um zu zeigen, dass wir viele sind, dass wir nicht alleine stehen.

    Der 1. Mai ist der Tag der streikenden Frauen Lateinamerikas, der Tag der Minenarbeiter*innen Südafrikas, der Tag der Guerilla-Kämpfer*innen Indiens, Kurdistans und Mexikos, der zornigen Mieter*innen Berlins, der Gelbwesten Frankreichs, der Opposition gegen das türkische Erdogan-Regime, der brasilianischen Antifaschist*innen – und vieler hunderttausender Anderer.

    Als Tag unserer Einheit im Kampf wollen wir den 1. Mai in Berlin begehen. Wir rufen alle Freund*innen und Genoss*innen auf, sich an der Demonstration mit ihren eigenen Inhalten zu beteiligen. Die Demo wird, was wir alle daraus machen. Nehmen wir uns die Straße, und dann die Stadt.

    radikale linke | berlin – März 2019

  • Anarchistischer Aufruf zur 1. Mai Demo in Friedrichshain

    Anarchistischer Aufruf zur 1. Mai Demo in Friedrichshain

    Nach einer mehrjährigen Phase der Stagnation und des verlorenen Kräftemessens mit Berlins widerlichstem Straßenfest, dem „Myfest“, weicht das Spektakel nach Friedrichshain aus und ermöglicht damit seine Wiedergeburt als rebellisches Datum. Warum die diesjährige Revolutionäre 1. Mai Demonstration aus anarchistischer Perspektive unterstützenswert ist, soll hiermit zur Diskussion gestellt sein.

    Die antagonistische Szene in Berlin, gelegentlich als autonom, postautonom, linksradikal etc. bezeichnet, findet über das Jahr verteilt wenige Momente des Agierens. Meistens wird sich auf das Reagieren beschränkt, zwischen Erdogan Besuchen, Naziaufzügen, Polizeikongressen und Repression fehlt oft Zeit und Kraft selbstbestimmt anzugreifen.

    Der 1. Mai hingegen ist ein Ereignis, bei dem lange Zeit die Bullen und ihre politische Führung vor uns her getrieben worden. Diese Phase ist vorbei, seitdem vom Ursprung 1987 lediglich als Fehlinterpretation die Krawallfixiertheit übrig geblieben ist. Dabei war der Aufstand vor zweiunddreißig Jahren mehr als das hingebungsvolle Umfallen der Bullen im Steinhagel. Er war vor allem das gemeinsame Handeln von Menschen, die irgendeinen, wenn auch nur minimalen Bezug zueinander verspürten. Das existiert in dieser Form heute nicht mehr, die verbliebenen autonomen oder Antifagruppen wursteln vor sich hin, weitgehend ohne Bezug zu den immer noch vorhandenen Gang-Jugendlichen und anderen Frustrierten, Wütenden und Marginalisierten, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen und die trotzdem kein revolutionäres Subjekt sein können. Der Kontakt scheint so dünn wie lange nicht zu sein, jedoch haben einige der vorbereitenden Gruppen vergangener Revolutionärer 1. Mai Demonstrationen, die Kritik an dem Kreuzberger Ritual angenommen und/oder neue Perspektiven für den Tag vorgestellt. Die Situation in dieser Stadt erlaubt ein Ignorieren dieser Entwicklung nicht. Vielmehr werden wir nicht nur in naher Zukunft weitere Abwehrkämpfe führen müssen (Liebig34 … ), sondern wollen wieder selbst zum Angriff auf die Ordnung übergehen. Dafür sind Gelegenheiten der Sichtbarkeit, des Kennenlernens und des Ausprobierens der Organisierungsfähigkeit elementare Voraussetzung. Dabei gilt es, sich freizumachen von den Bewertungen der Presse und der Innenpolitiker*innen im Abgeordnetenhaus, die uns als feige Idioten beschimpfen wenn es geknallt hat und die uns als schwachen Haufen verlachen wenn ihre Bullenarmee die Kontrolle behält.

    Stattdessen werden unsere Koordinaten andere sein: wer in dieser Stadt bereit ist sich in Konflikte einzumischen und sie anzufachen, ob es gelingt über den Tag hinaus Verbindungen aufzubauen um weitere Aktionen entstehen zu lassen, wie wir uns einen Raum jenseits des betäubenden Konsums in Kreuzberg 36 nehmen können und wie wir diesen Raum nutzen. Das die Wahl auf Friedrichshain gefallen ist, um die Charakteristiken des anarchistischen Projekts (für einige auch des kommunistischen, sozialrevolutionären oder antiimperialistischen) als Vorschlag zu unterbreiten, ist doch logisch. Hier sind in den letzten Jahren die Feindschaften mit dem Staat handgreiflich geworden, hier ist die Verdrängung fast abgeschlossen und hier wird es irgendwann ein Inferno geben, wenn die Herrschenden die angeblichen letzten Bastionen der „linksextremen Gewalt“ zugunsten der Investoren schleifen werden.

    Die Demonstration, zu der hiermit aufgerufen wird, wird groß sein aber im Vergleich zu den letzten Jahren mit weniger Party Publikum als gaffenden Statist*innen. Sie wird Bezug nehmen auf die Kämpfe der Mieter*innen der Karl-Marx-Allee und der bedrohten Projekte im Nordkiez. Mit dem Versuch der Raumnahme jenseits des sozialen Kannibalismus wird das Terrain geöffnet, auf dem in diesem Sommer die Utopie von Freiheit und Selbstermächtigung mit der Arroganz der geistigen Armut und der künstlich erzeugten Bedürfnisse der Herrschenden und ihrer Diener, zusammenstoßen wird. Die Anarchie, die im Moloch Berlin bereits täglich klauend, schwarzfahrend, sachbeschädigend oder Ämter bescheißend unterwegs ist, wird neue Wege finden, wenn sie den vermeintlichen Rahmen der aufgezwungenen Normalität verlässt und gegenüber der brachialen Gewalt des Staates, kollektive Erlebnisse der Solidarität ermöglicht. Das Datum 1. Mai ist dabei nur ein Vehikel zu dem, was uns an anderen Tagen schwerer fällt: diejenigen Menschen zusammenbekommen, die mit der Faust in der Tasche durch die Stadt laufen und auf eine Gelegenheit zur Vergeltung warten, die die nichts zu verlieren haben ausser der Bevormundung durch irgendwelche Chefs und Bullen. Der 1. Mai 2019 wird sicher nicht der Tag der Revolution werden, er ist jedoch immerhin der geeignete Zeitpunkt um die Stimmung für die kommenden Kämpfe zu entfachen. Die Berliner Bullenführung hat zusammen mit der Bezirksverwaltung den Knochen Myfest in SO36 komplett abgenagt. Jetzt sollen sie den Kadaver bewachen, während wir sie gleichzeitig an anderen Orten in Konflikte verwickeln können.

     

    Autonome Gruppen

     

    1. Mai 2019 | 18 Uhr | Wismarplatz | Berlin-Friedrichshain

  • 1 Mayıs 2019: Zenginlerin Şehrine Hayır!

    Kapitalizm tüm dünyada küçük bir azınlığı inanılmaz derecede zenginleştirirken, insanlığın büyük bölümünü sömürüye, yoksulluğa, yalnızlaşmaya ve geleceksizliğe mahkum ediyor. Hayat şehrimizde de bu sınıf çelişkisiyle şekilleniyor.

    Birileri devasa otel ve alışveriş merkezi inşaatlarını, milyarlar gömülen BER Havaalanını, artan kiraları ve emlak spekülasyonlarını, turizmi, kısacası toplumdaki her tür hayat belirtisini kâra çeviriyor. Şehir onlar için sınırsız kâr olanağı sunan bir mekandan ibaret: Hayatın her alanında para parayı çekiyor.

    Biz hepimiz ise, o birilerinin karşısındaki diğerleri, muktedirlerin kâr oyununun dışında kalanlar, yatıracak parası, şirketi olmayanlar, bir işten diğerine koşturmasına rağmen bir sonraki kira zammı yüzünden taşınmak zorunda kalanlarız. Çalışmasına rağmen yoksulluğa mahkum olan ya da Hartz-IV denen cenderede her ay karnımızı doyurma mücadelesi verenleriz. Belgeleri olmayan ve hayatın zorluklarıyla başa çıkmaya çalışırken kriminalize edilenleriz. Özgürlük alanları inşa eden ve ne idüğü belirsiz paravan şirketlerin dinmek bilmeyen açlığı uğruna evlerinden atılanlarız.

    Şehrin şimdiye dek olduğu gibi zenginlerin şehri olmaya devam etmesi için, şiddet kullanmaktan çekinmeyen polisten SPD‘den Sol Partiye, CDU‘dan AfD‘ye sefaletin idaresinden sorumlu partilere, devlet ve ayakçıkları ellerinden geleni artlarına koymuyor.

    Bir şeyleri değiştirmek istiyorsak, onlara ve yoz „demokrasilerine“ güvenemeyiz. Mahallelerimizde, okullarımızda ve iş yerlerimizde dostlarımız ve arkadaşlarımızla birlikte örgütlenerek ayağa kalkmalıyız.

    1 Mayıs, devrimcilerin dünya çapında sokağa çıkarak bu sisteme karşı direnişlerini ifade ettikleri bir gün. Gelin Berlin‘de de beraberce, kararlı bir toplumsal devrimci eylemle sesimizi duyuralım.

    18:00 | Wismarplatz | Berlin-Friedrichshain

  • 1. Mai 2019: Gegen die Stadt der Reichen

    Aufruf zu einem neuen 1. Mai 2019:

    Der Kapitalismus macht weltweit eine kleine Minderheit unfassbar reich. Gleichzeit zwingt er den überwiegenden Teil der Menschen zu Armut, Ausbeutung und Zukunftslosigkeit oder verdammt sie in Vereinzelung. In diesem Klassenwiderspruch bewegt sich auch das Leben in unserer Stadt.

    Die einen machen Profit. Mit dem Bau von Großbauprojekten – Hotels, Einkaufszentren, dem Milliardengrab BER-Flughafen –, mit Mietsteigerungen und Spekulation, mit Tourismus – durch die Verwertung von jeder Lebensregung der Gesellschaft. Für sie ist die Stadt ein Raum unbegrenzter Möglichkeiten. Geld kann in jeder Nische angelegt und zu mehr Geld gemacht werden.

    Die anderen sind wir alle. Die, die nicht am Spiel der Mächtigen teilnehmen. Die, die kein Geld zum Anlegen haben. Die, die keine Firma haben. Die, die von Job zu Job tingeln, um dann doch mit der nächsten Mietsteigerung umziehen zu müssen. Die, die arbeiten und arm bleiben; oder erwerbslos sind und im Zwangssystem Hartz-IV jeden Monat den letzten Euro umdrehen müssen, damit genug Essen auf den Tisch kommt. Die, die keine Papiere haben und kriminalisiert werden, wenn sie versuchen, irgendwie durchzukommen. Die, die sich Freiräume aufbauen und dann aus ihren Häusern geprügelt werden, weil irgendeine Briefkastenfirma mit Scheinen gefüttert werden muss.

    Dass die Stadt der Reichen so bleibt, wie sie ist, dafür sorgen der Staat und seine Büttel: Die Armutsverwalter aller Farben – von SPD bis Linke, von Grün über CDU bis AfD – und die Cops, die das Staatswohl mit Gewalt durchsetzen.

    Wollen wir etwas ändern, können wir uns nicht auf sie und ihre kaputte „Demokratie“ verlassen. Wir müssen uns organisieren – in unseren Kiezen, mit unseren Freund*innen und an unseren Ausbildungs- und Arbeitsplätzen – und gemeinsam aufbegehren.

    Der 1. Mai wird weltweit als ein Tag begangen, an dem Linke sich die Straße nehmen, um zu zeigen: Wir sind im Widerstand gegen dieses System. Lasst uns auch in Berlin ein kräftiges Zeichen setzen – gemeinsam, entschlossen und mit einem sozialrevolutionären Ausdruck.

    18 Uhr | Wismarplatz | Berlin-Friedrichshain

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    Schon vor dem 1. Mai heißt es, gemeinsam gegen die Stadt der Reichen auf die Straße zu gehen: